Inline-Skaten Mehr als nur ein Trend! | ||||||||||
Es ist Samstag Nachmittag. Trotz der neuen Öffnungszeiten haben die Geschäfte im Marktzentrum bereits geschlossen. Dennoch herrscht vor den Ladentüren reger Betrieb, denn das Marktzentrum bietet mit seinen zahlreichen Curbs (Kanten von Treppenstufen), Rails (Geländer, Stangen) und mit den großen und einigermaßen ebenen Flächen relativ viele Möglichkeiten zum skaten. Wenn dann irgend jemand noch eine selbstgezimmerte Rampe oder ein selbst zusammengeschweißtes Rail mitbringt, wird es erst richtig voll - häufig zum Ärger des Hausmeisters und einiger Ladenbesitzer.
Die Geschichte des Inline-Skatens Die ersten Inline-Skates gab es schon vor fast 200 Jahren. Damals waren die Rollen noch aus Holz, daher unelastisch und instabil. Nachdem Inline-Skates auch im großen Rollschuhboom der 70er Jahre nicht wieder auftauchten, feierten sie ihr Comeback in den 80ern, als in den USA Eishockey immer beliebter wurde, es aber nicht genügend Hallen gab, um im Sommer trainieren zu können. Man griff auf die Inline-Skates zurück, weil bei ihnen die vier Rollen in einer Reihe (engl.: in line) stehen und sie daher den Schlittschuhen recht ähnlich waren. Die Benetton-Tochter Rollerblade, heute noch Marktführer vor K2, Oxygen und Roces, erkannte schnell, daß Inline-Skates nicht nur für Eishockeyspieler von Nutzen waren, sondern sich auch sehr gut als Fitnessgerät vermarkten ließen. Zielgruppe waren zunächst 20- bis 30jährige, Manager z.B., die, statt im Stau zu stehen, mit den Skates zur Börse fuhren. Aufgrund der steigenden Produktionszahlen wurden Skates billiger und Jugendliche begannen, erste Wall Rides zu machen und Treppenstufen herunterzufahren, Dinge, die mit normalen Rollschuhen unmöglich waren. Wieder war es die Firma Rollerblade, die dem Drang der Jugendlichen, etwas Neues auszuprobieren, um verrückter zu sein als die anderen, gerecht wurde und das "Inline Instructor´s Video" auf den Markt brachte, in dem auch die unkonventionellen Fahrtechniken erklärt wurden. Zu den Pionieren des sog. Streetfahrens gehört Chris Edwards, in Europa zum ersten Mal in dem Videoklassiker "Dare To Air" zu sehen. Nach und nach stellte sich die Industrie auf die neuen Erfordernisse ein und entwickelte wesentlich stabilere Rollen und Schuhe; die Firma Hyper z.B. erfand die erste Stuntrolle, den ersten Stuntschuh (mit Aluschiene und auswechselbarer Grindplatte) kam von der Firma Roces. Inzwischen verzeichnen Hersteller und Verkäufer von Inline-Skates, im Gegensatz zu der übrigen vor sich hin dümpelnden Sportartikelbranche, einen nahezu unaufhaltsamen Aufschwung. Traurigerweise zwingen Konkurrenzdruck und Preiskampf die Hersteller zur Produktion in Asien, obwohl ein Großteil der Produktion in Europa und hiervon wiederum die Hälfte in Deutschland verkauft wird. Der richtige Einkauf Wichtig beim Inline-Skaten ist die richtige Ausrüstung. Schuhe gibt es in einer Preisspanne von 39 bis 1000 DM, wobei Fachzeitschriften in der Regel von einem Kauf unter 200 DM abraten; die Schuhe, insbesondere Stuntschuhe, müssen schließlich einer hohen Belastung standhalten, und Qualität hat ihren Preis. Eine TÜV-Studie stellte bei Billig-Skates erhebliche Sicherheitsmängel, hohen Verschleiß und einen hohen Geschwindigkeitsunterschied im Vergleich zu Markenprodukten fest. Hinzu kommt, dass bei Billigskates ein wesentlich höherer Kraftaufwand erforderlich ist. Herzstück eines guten Stuntschuhs ist die Schiene, welche möglichst stabil sein sollte (Alu oder ein guter Kunststoff) und an die man möglichst unkompliziert Grindplates montieren können sollte. Diese schützen die Schiene beim Grinden und können ebenfalls aus Metall (rutschen gut auf Rails) oder aus Kunststoff (rutschen gut auf Curbs) sein. Bei den Rollen ist die Auswahl zu groß, um etwas pauschal sagen zu können. Generell lässt sich nur sagen, dass für Anfänger Rollen mit Flat Top (flache Oberseite) zu empfehlen sind, da man mit ihnen nicht so schnell umknickt, und dass diese nicht zu hart sein sollten, da weiche Rollen besonders auf glatten Oberflächen mehr Halt bieten. Sicherheit und Gesundheit Skaten ist an sich eine sehr gesunde Sportart, da die Kondition gefördert und fast jeder Muskel am Körper trainiert wird. Zudem ist Skaten (von den Stunts abgesehen) für die Gelenke viel schonender als Joggen und lässt wesentlich weichere Bewegungen zu als Rollschuhfahren. Dies darf jedoch nicht über die hohe Verletzungsgefahr hinwegtäuschen; ein trainierter Inline-Skater kann schon auf der Ebene zu einer Geschwindigkeit von 40 km/h kommen, bergab geht’s noch schneller; außerdem sind die meisten Stunts nicht ganz ungefährlich. Deshalb gehören Helm, Ellenbogen-, Knie- und Handgelenkschützer genauso zur richtigen Ausrüstung wie gute Schuhe. Genauere Auskunft geben die zahlreichen Fachzeitschriften und die Fachgeschäfte, zumal die Verkäufer meist praktische Erfahrung haben.
Skaten in Ingelheim In Ingelheim gibt es zwar einige Stellen, an denen man skaten kann, leider ist es dort aber meist nicht erlaubt, stört Anwohner oder Geschäftsbesitzer oder ist gefährlich nah an vielbefahrenen Straßen. In der Umgebung von Ingelheim bieten lediglich größere Städte wie Mainz (z.B. Hartenberg) und Wiesbaden (z.B. Schlachthof) mehr Möglichkeiten, die jedoch mitunter, gerade an Wochenenden, recht überfüllt sind. Einige Skater fahren aber auch bis nach Limburg, um in der dortigen Halle zu skaten. In den vergangenen wurden deshalb in Ingelheim insgesamt 500 Unterschriften gesammelt und der Stadt übergeben. Die Forderung ist die Errichtung Skate-Anlage in Ingelheim. Angebote für Ramps, Half Pipes und ähnliches wurden bereits eingeholt, einiges könnten die Skater auch selbst bauen. Auch nach möglichen Sponsoren wird Ausschau gehalten. Das Wichtigste ist zunächst ein betonierter Platz. Auch hier gibt es schon einige Ideen. Möglich wäre es z.B. einen Teil des Schwimmbadgeländes zu nutzen, was gleichzeitig eine enorme Attraktivitätssteigerung für das Bad bedeuten würde, Vorgeschlagen wird aber auch, die sog. "Banks", eine alte Rollschuhbahn in Nieder-Ingelheim, auszubauen. Für die zahlreichen Fotos und die Unterstützung beim Schreiben dieses Artikels bedanke ich mich bei: Christoph Durben, Markus Fritz, Sven Haßler, Chris Hauptmann, Frank Hees, Christof Laufersweiler, Sebastian Lesaffre, Ivo Lorenz, Rando Lorenz, Christoph Schlüter, Philipp Schwark, Florian Weiland und Stefan Zielinski. |